Jedes Jahr im Spätherbst häufen sich die Funde kleiner Igel. Wir möchten Ihnen gerne einige Informationen zur Unterbringung und Versorgung von Igel anhand der nachstehenden Tipps geben.
Erste Hilfe – Tipps für Igel
Allgemein gilt: Nicht jeder Fundigel ist hilfsbedürftig!
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gilt der Igel als besonders geschütztes Wildtier, dass nur dann in menschliche Obhut genommen werden darf, wenn es verletzt, hilflos oder krank ist.
Hier eine kurze Entscheidungshilfe, wann ein Igel wirklich menschliche Hilfe benötigt:
Igel, die tagsüber aufgefunden werden, sind verletzt, krank und/oder unterernährt – also hilfebedürftig.
Bei sehr kleinen Igeln unter 150g Körpergewicht sollte unbedingt nachgeschaut werden, ob noch weitere hilfebedürftige Geschwister da sind, da die Mutter unter Umständen tot ist.
Was ist zu beachten?
1. Gewicht:
Grammgenaues Gewicht feststellen (Küchenwaage)
2. Aussehen:
Gesunde Igel haben glänzende Augen und eine feuchte Nase und sind an ihrer Umgebung interessiert.
Die Körperoberfläche ist frei von Wunden und Entzündungen, die Körperöffnungen (Augen, Nase, Maul, After) frei von Verschmutzungen und Sekreten.
Kranke, verletzte und geschwächte Igel immer beim Tierarzt vorstellen.
3. Körpertemperatur:
Igel mit Untertemperatur setzen wir auf eine gut körperwarme (ca. 40°) Wärmflasche, die wir in Handtücher einwickeln (Infrarotlampen erwärmen die geschwächten Igel nach unserer Erfahrung zu schnell).
4. Futter:
Katzenfutter (feucht), Quark (hohe Fettstufe), Igelfutter.
NIE Süßmilchprodukte: Das heißt, keine Milch, keine Sahne, keine Butter, kein Eis usw.!
5. Unterbringung:
a) Behausung: „Beinfreiheit“ auch für kleine Igel (d. h. keine Eimer usw.).
Ein großer Karton, eine große Katzentransportbox aus Plastik oder ein kommerzieller Käfig für Meerschweinchen oder Kaninchen sind erstmals geeignet.
Als Einstreu benutzen wir Kleintier-Einstreu (Sägemehl, feine Holzspäne) und darüber eine „Matratze“ aus Heu und/oder Stroh. Wir benutzen kein Zeitungspapier! (zu unhygienisch)
b) Umgebungstemperatur: „Minis“ unter 150g – 200g Körpergewicht erst einmal bei Zimmertemperatur unterbringen.
Ausnahme: „Goldenes Oktober-Wetter“ mit warmen Außentemperaturen!
6. Parasiten:
a) Ektoparasiten: Flöhe, Zecken, unter Umständen Madenbefall
– Zecken entfernen (Zeckenzange, Pinzette)
– Flöhe: Geschwächte Igel nur in körperwarmen Wasser baden, damit die Blutsauger abgespült werden.
– Madenbefall: Tierarzt!
Gesunde, stabile Igel können mit Ektoparasitika (vom Tierarzt) behandelt werden. Achtung: Kein Flohpuder!
b) Endoparasiten: Lungenwürmer, Kokzidien, Rund- und Plattwürmer
Achtung: Entwurmung nur durch den Tierarzt und nur bei gesunden Tieren!
Geschwächte und dehydrierte Igel müssen vor der Entwurmung stabilisiert und aufgepäppelt werden. Igelsäuglinge nach Möglichkeit nicht mit Antiparasitika behandeln.
Wer keine Igelerfahrung hat, kann sich an die örtlichen Tierärzte, Tierschutzvereine oder die NABU wenden.
Trotzdem sollten die per Gesetz zuständigen Stellen (Regierungspräsidium und die für Tierschutz zuständige Veterinärbehörde) nicht nur informiert sondern auch zum Handeln aufgefordert werden – denn sonst bleibt Hessen weiter Entwicklungsland in Sachen Tierschutz.